Hat die Schulmedizin etwas mit religiösem Glauben zu tun?
(Teil des Buches)
Auf den ersten Blick scheint es gegensätzlicher nicht sein zu können.
Hier, die an Fakten , Forschung und Erfahrung orientierte Medizin.
Dort, ein eher zweifelloses Glaubenssystem, bei dem am Ende immer schon das Ergebnis feststeht,
ohne jemals dafür einen wirklichen Beweis hervorgebracht zu haben!
Kann da denn irgendetwas zusammenpassen?
Ja, vielleicht schon!
Vielleicht fällt einem dazu auf spiritueller Seite das Schamanentum ein? In Russland soll das wieder im Kommen sein. Studierte Leute widmen sich den Ritualen aus alter Zeit, legen gespenstische Masken an oder bemalen sich, sprechen undefinierbare Laute, die aus einer anderen Welt stammen könnten, und gestikulieren in alle Himmelsrichtungen, um die unsichtbaren Kräfte der Natur in Einklang zu bringen mit dem Wissen der Ahnen um damit heilende Wirkungen zu erzielen.
Hokuspokus auf höchstem Niveau, sofern man am Ganzen keinen Zweifel verspürt.
Wenn ein Mensch nicht gerade einen Tumor im Kopf hat, kann davon aber durchaus eine heilende Wirkung ausgehen.
An dieser Stelle passt ein Begriff, der ein Bindeglied zwischen reinem Glauben und forschender Rationalität sein kann: Das Placebo oder der Placebo-Effekt. Nach der Definition des Dudens: (Ein) „Medikament, das einem echten Medikament in Aussehen und Geschmack gleicht, ohne dessen Wirkstoffe zu enthalten.“ Mittlerweile kann diese Erklärung ergänzt werden durch den Hinweis, dass z.B. auch nur angetäuschte Operationen in diesen Zusammenhang gehören.
Wenn ein Berg auf den Glauben trifft, dann kann er versetzt werden - im übertragenen Sinne!
Kräfte werden frei, die vorher nicht vorhanden gewesen zu sein scheinen.
Übernatürlich? Mystisch? - Nein, sehr diesseitig und psychologisch begründbar.
Seit den 50er Jahren wird von diesem Phänomen in wissenschaftlichen Veröffentlichungen berichtet und es ist überraschend, bei welchen gesundheitlichen Problemen der Effekt wirksam sein kann.
Einige Beispiele
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Knieschmerzen
- Schulterschmerzen
- Angina Pectoris (Herzgefäßerkrankung)
- Morbus Crohn (eine Darmkrankheit)
Dazu etwas Interessantes aus einer Studie!
2017 wurde eine Studie über die Wirkung eines vermeintlichen Schmerzmittels veröffentlicht, bei der drei Versuchsgruppen gebildet wurden (Untersuchung der Universität Basel und der Harvard Medical School – aus Spiegel online v. 1.10.17):
- Der ersten Gruppe wurde mitgeteilt, dass sie ein Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Lidocain erhalten, was jedoch ein Placebo war.
- Bei der zweiten stand auf dem Schmerzmittel explizit „Placebo“.
Es wurde dazu aber eine umfängliche Information zur positiven Wirkungsweise von Placebos gegeben.
- Der dritten Gruppe wurde zur Behandlung - wie der zweiten Gruppe - eine Creme mit der Aufschrift „Placebo“ verabreicht, jedoch gab es dazu keine Erklärungen.
Und was kam dabei heraus?
Sowohl in der ersten, als auch in der zweiten Gruppe empfanden die Probanden eine merkliche Schmerzlinderung. In der dritten gab es keinen Effekt.
Neu bei dem Versuch war also die Erkenntnis, dass sogar die Offenlegung der Täuschung eine heilende Wirkung zeigte.
Moment mal!
Kann man diese Erkenntnisse nicht um Glaubensaspekte erweitern?
Hat die Schulmedizin damit nicht einen religiösen Effekt erklärt: Auch wenn etwas nicht existiert, kann eine Wirkung erzielt werden!
Gott muss nicht existieren, man muss nur von seinen Fähigkeiten überzeugend reden.
Das Reden kann dieselben Auswirkungen wie ein Placebo haben!
Gott also als Placebo?
Oder ist das nur eine Überinterpretation?