Abergläubische Tauben – Skinner (1947)
Im Jahr 1947 veröffentlichte der Psychologe und Verhaltensforscher Burrhus Frederic Skinner
eine Studie mit dem Titel “‘Aberglaube’ bei der Taube”, ein Klassiker der psychologischen Forschung.
Testablauf: Skinner hatte einzelne hungrige Tauben in einen Käfig gesetzt, in den in regelmäßigen Abständen durch einen Trichter Futter geschüttet wurde. Der Zeitpunkt der Futtergabe war genau festgelegt und wurde nicht durch das Verhalten der Vögel beeinflusst.
Dennoch begannen die Tauben die Bewegungsabläufe, die sie kurz vor der Futtergabe gemacht hatten, zu wiederholen – offensichtlich aufgrund des Glaubens, ihr Verhalten stünde mit diesem in einem kausalen Zusammenhang. Gab es dann in relativ kurzem Zeitabstand wieder Nahrung, wurde das Verhalten konditioniert: Die Vögel sahen sich in ihrer Annahme bestätigt. Skinner nannte das Phänomen “Aberglaube”.
“Es gibt viele Analogien zu menschlichem Verhalten”, schreibt er:
“Rituale, mit denen sich das Glück beim Kartenspiel wenden soll, sind ein gutes Beispiel.
Ein paar zufällige Verbindungen zwischen dem Ritual und gewünschten Konsequenzen genügen, um das Verhalten aufzubauen und beizubehalten, trotz der vielen Fälle, die dies nicht stützen.”
Auch beim Aberglauben scheint die Erwartung stärker als die Realität.
(übernommen von: https://www.dasgehirn.info/wahrnehmen/truegerische-wahrnehmung/ )
(Persönliche Anmerkung: Sicherlich sind die Begriffe Aberglaube bzw. Glaube der größeren Bildhaftigkeit geschuldet, die mit ihnen verbunden sind. Da im Leben von Tauben eher Reiz-Reaktions-Muster bedeutsam sein werden, scheint der Begriff Erwartung passender zu sein. Denn die Tauben erwarten oder erhoffen sich auf der Grundlage des Reiz-Reaktions-Schemas eine positive Beeinflussung ihres Nahrungsangebotes.)